Guide: Unterschiede zwischen Twitch, Mixer, FB-Gaming und YT-Gaming
Für Streamer gibt es mittlerweile eine große Auswahl an Plattformen, über die Live-Streams übertragen werden können. Twitch ist von allen die älteste und etablierteste Plattform mit einem Marktanteil von über 75%. Twitch, Mixer und Co. haben ihre Kernfunktion gemeinsam, jedoch bestehen zwischen den einzelnen Plattformen auch gewisse Unterschiede. Die verschiedenen Plattformen und ihre Besonderheiten, Vorteile und Nachteile wollen wir in diesem Guide beleuchten.
Twitch bzw. twitch.tv ist die älteste der Live-Streaming-Websiten. Das Streamingportal verzeichnete vor Allem in den letzten Jahren ein enormes Wachstum und hatte im Jahr 2018 über 150 Millionen aktive Nutzer. Aus der heute abgeschalteten Mutterseite „justin.tv“ entstanden, ist Twitch heute vor Allem unter Videospiel- und E-Sport-Fans beliebt. Über die Jahre haben sich aber auch andere Streaming-Inhalte wie Kunst, Musik, „Chatting“-Streams oder Real-Life-Streams auf der Seite etabliert. Auf Twitch befindet sich mit großem Abstand zu allen anderen Plattformen die größte potentielle Zuschauerschaft. Um einen Stream zu starten benötigt man nur einen Computer mit einer Streaming-Software wie OBS oder SLOBS und eine brauchbare Internetverbindung. Seinen Kanal kann man direkt auf Twitch einrichten, personalisieren und dann loslegen. Durch Donations, kostenpflichtige Abonnements und Werbung kann jeder vom „normalen“ Streamer bis zum Twitch-Partner auf Twitch Geld verdienen. Um mit dem Eintritt ins Partner-Programm aber wirklich von Twitch leben zu können bedarf es Geduld und harter Arbeit. Wenn man möglichst viele Zuschauer erreichen will und einen maximal personalisieren Kanal einrichten möchte, ist Twitch die optimale Plattform. Twitch bietet vor allem durch ebendiese Zuschauerschaft und die Bekanntheit einen riesigen Vorteil gegenüber den anderen Plattformen.
Mixer ist eine Live-Streaming-Website im Besitz des Unternehmens Microsoft. 2016 noch den Namen „Beam“ gestartet, konzentriert sich Mixer vor Allem auf die Interaktion zwischen Streamer und Zuschauer. Mixer hebt sich außerdem durch ein Streaming-Protokoll mit niedriger Latenz von anderen Plattformen ab. Die daraus resultierenden kurzen Verzögerungen von weniger als einer Sekunde zwischen Streamer und Zuschauer machen Mixer besonders attraktiv für Nutzer, die Wert auf die Echtzeit-Interaktivität mit ihrer Communitx legen. Bei Mixer können die Zuschauer direkt über die Website Einfluss auf den Stream nehmen )beispielsweise durch Abstimmungen). Mit einer „Skills“-Funktion können Animationen und Effekte im Chat ausgelöst werden. Bestimmte Premium-Funktionen können in der kostenpflichtigen Währung „Embers“ freigeschaltet werden. Streamer bekommen Einnahmen durch die von ihren Zuschauern verbrauchten Embers. Partner-Streamer können auch mit weiteren Funktionen Geld verdienen, wie beispielsweise mit Abonnement-Funktion (wie es sie auch auf Twitch gibt). Auch bei Mixer benötigt man für einen Stream nur einen Computer und eine Streaming-Software, die mit dem Kanal verknüpft wird. Mixer hat derzeit einen Marktanteil von 3,2 und damit nicht ansatzweise so viele Zuschauer wie Twitch. Durch den Fokus auf die Interaktivität kann sich Mixer jedoch von Twitch abheben. Zudem muss es nicht automatisch schlecht sein, auf einer „jungen“ Plattform seine Streaming-Laufbahn zu starten.
Facebook Gaming ist (wie der Name schon verrät) eine Live-Streaming-Plattform aus dem Hause Facebook. Das besondere an Facebook-Gaming: Die Plattform ist direkt in Facebook integriert und ermöglicht das Verfolgen von Livestreams direkt über das Soziale Netzwerk. Zuschauer können einfach über ihren Facebook-Account mit dem Streamer interagieren. Über den eigenen Gaming-Bereich können aktuelle Übertragungen eingesehen oder ein Stream zu einem beliebigen Spiel angeschaut werden. Die Facebook-Seiten der Streamer und vergangene Übertragungen werden auch direkt auf der Kanalseite angezeigt. Facebook hat ein Partner-Programm mit dem Namen „Level Up“ das Streamer durch besondere Funktionen finanziell unterstützt. Zuschauer können „Facebook Stars“ mit echtem Geld erwerben und diese an einen Streamer spenden. Ein Facebook Star entspricht einem Cent in Echtgeld. Auch ein Abomodell hat Facebook mittlerweile auf der Plattform eingeführt, mit dem Zuschauer die Streamer für 1,99€ im Monat kostenpflichtig unterstützen können. Facebook Gaming ist direkt in die Streamingsoftware Streamlabs OBS integriert, so kann ein Stream besonders einfach gestartet werden. Einige größere Streamer wie „Disguised Toast“ sind mittlerweile auf die Plattform gewechselt. Genau wie Mixer ist Facebook Gaming noch eine relativ junge Streaming-Plattform und macht nur ein wenig mehr als 5% des Livestreaming-Marktes aus. Facebook Gaming hat zwar noch keine große Community wie Twitch, ist aber durch die einfache Verknüpfung in SLOBS und die Integration im größten sozialen Netzwerk Facebook interessant. Ein deutlicher Nachteil im Vergleich zu Twitch oder Mixer sind aber die mangelnden Personalisierungsmöglichkeiten durch z.B. Panels.
YouTube Gaming war eine angepasste Oberfläche von YouTube und trennte Gaming-Videos und -Kanäle vom „normalen“ Inhalt auf YouTube. Neben einer verbesserten Übersicht wollte YouTube mit der Gaming-Plattform eine zielgruppengerechtere Adressierung von Webung und eine bessere Sortierung der Inhalte ermöglichen. Die alternative Oberfläche wurde im Mai 2019 eingestellt, da sämtliche Inhalte auch auf dem eigentlichen YouTube einsehbar waren und YouTube Gaming nicht in dem erhofften Maße genutzt wurde. Für die Videospielinhalte hat YouTube seitdem einen eigenen Gaming-Channel erstellt und in die Standard-App integriert. Dort gibt es Kategorien für alle Spiele, eine Übersicht der momentan angesagten Livestreams, empfohlene und angesagte Gaming-Videos und eine Zusammenfassung der letzten Gaming-Videos abonnierter Kanäle. Da YouTube extrem viele Nutzer besitzt eignet sich das Videoportal optimal dazu, eine große Zuschauerschaft anzusprechen. Vor allem wenn man bereits auf YouTube Videos macht und eine gewisse Anzahl an Abonnenten besitzt, empfiehlt es sich auch für das Live-Streaming auf der Plattform zu bleiben. YouTube Gaming bietet mit integrierten Spenden- und Abofunktionen gute Möglichkeiten zur Monetarisierung und auch für das mobile Streaming direkt über die YouTube-App ist die Plattform bestens geeignet. Ein Problem beim Live-Streaming auf YouTube (wie bei vielen anderen Plattformen) ist die Latenzzeit. Streamer müssen entweder die Videoqualität oder die Echtzeit-Interaktion mit ihrer Community priorisieren. Eine höhere Qualität erfordert mehr Ressourcen, was zu Verzögerungen und Pufferungen führt, während niedrigere Videoqualität eine schnellere Übertragung und die Echtzeit-Interaktion mit dem Publikum ermöglicht. Anders als Twitch hat YouTube auch einfach ein anderes „Image“, da die Plattform eher für das hochladen von Videos als für das Live-Streaming bekannt ist. Ein weiterer Nachteil sind die reduzierten Möglichkeiten der Personalisierung des Kanals im Gegensatz zu Twitch oder Mixer. Das Einrichten eines Streams über z.B. OBS ist genau so einfach wie bei allen anderen Diensten.
Welche Streaming-Plattform man als Streamer benutzt, bleibt letztendlich jedem selbst überlassen. Man sollte für sich selbst abschätzen auf welche Aspekte man Wert legt. Will man die beste Vergütung? Ist eher eine niedrige Latenz oder eine besonders hohe Qualität wichtig? Möchte man eine große potentielle Zuschauerschaft auf einer etablierten Plattform erreichen oder lieber auf einer jungen Plattform starten? Will man die einfachste Einrichtung oder maximale Personalisierung? All diese Fragen sollte man sich stellen, wenn man Streamer werden will oder auch wechseln möchte.